Bedächtig begann er sie zu umkreisen. "Und du glaubst, das wird sich heute Abend ändern?", flüsterte er. Ira spürte wie er ihren Arm zu streicheln begann, seine Hand langsam den Rücken hinunter laufen ließ und die Starre löste. Das konnte nicht sein. Hatte er wirklich so viel Macht über sie, dass er es von einem auf den anderen Moment schaffte, sie zu beruhigen? Sie wollte das nicht. Hör auf, hätte sie geschrien, wäre sie Herr über sich selbst gewesen. Dies konnte unmöglich gut ausgehen.
Andrej stand jetzt viel näher, berührte sie aber nicht mehr, wärmte sie, als ihr gerade auffiel, dass sie kalt gehabt haben musste. Sag ihm, er soll aufhören, schrie es in ihr, aber ihr Körper gehorchte nicht. Das wärmende Gefühl war verschwunden. Was blieb, war nicht auszuhaltende Nähe, auch wenn sie sich nicht berührten. Sein gleichmäßiger Atem streichelte ihre Nackenhaut. Sie traute sich nicht zu atmen, aus der begründeten Angst heraus, jede noch so kleine Bewegung würde unweigerlich zu einer Berührung führen. Das durfte sie nicht zulassen. Dann hätte sie endgültig verloren. Oder wollte sie verlieren?
Er nahm ihre Hand, hob ihre Arme sanft, bestimmt, bewegte sie mit erschreckender Präzision so, dass Ira nicht anders konnte, als sich zu drehen, bis sie unmittelbar vor ihm stand, verunsichert den Hals ihres Gegenübers betrachtete und spürte, wie sein ruhiger Atem ihr schulterlanges Haar leicht hin und her tanzen ließ. Er löste die Berührung, aber ein Teil der Verbindung blieb, unterstützt von dem auflodernden Verlangen sie zu vollenden. Auf einen unscheinbaren Impuls hin, legte Ira ihre Hand auf seine Schulter, erschrak dabei, weil sie sich nicht entsinnen konnte, sich dafür entschieden zu haben. Es war, als hätte ein anderer, sie dazu gebracht, sie dezent, aber unübersehbar, dazu gezwungen. Sie hielt den Atem an. Wie war das möglich? Andrej beeinflusste ihr Handeln, dirigierte sie in diese oder die andere Richtung ohne jegliche Möglichkeit der Kontrolle. Sie sollte ausbrechen, sollte sich wehren. Warum gab sie sich ihm so bereitwillig hin? Warum hatte sie keine Angst?
" Es ist ein seltsames Gefühl von Sicherheit, nicht wahr?", flüsterte er kaum hörbar. "Wenn man die Kontrolle über sich selbst verloren hat, diese fast komplett in den Händen eines anderen liegt, und du trotzdem ganz sicher weißt, dass dir nichts passieren kann, weil dieser Andere auf dich aufpasst, dich beschützt." Er drückte ihr Kinn nach oben, schaute sie an. Eisblaue Augen. Sie wussten alles. Es gab keinen Ausweg. Hätte sie einen gesucht, wäre es umsonst gewesen.
Sie ließ sich nach vorne fallen, sank in seine Arme. Er fing sie auf. Sie hatte verloren. Kein Weg zurück. Seine Hand streichelte ihren Rücken, glitt hinunter zu ihren Hüften. Verloren…. Sie lächelte.
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